Online-Sprechstunden und medizinische Apps werden nach Ansicht von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Versorgung der Patienten in Deutschland umkrempeln. «Das wird ein positiver Unterschied sein», sagte Spahn am Donnerstag vor Ärztevertretern in Berlin.
Als Beispiel für Telemedizin nannte Spahn die Situation, «wenn der Arzt, der morgens um sechs in Lübeck sagt, ich habe gerade Zeit, bevor ich die Kinder zur Schule bringe, ein, zwei Stunden ärztliches Angebot zu machen, und jemand in München gerade morgens um sechs den Bedarf hat zum ärztlichen Gespräch».
Der Deutsche Ärztetag hatte 2018 den Weg für Telemedizin geebnet, indem er das Fernbehandlungsverbot lockerte. Zuvor durften Ärzte ihnen unbekannte Patienten nur persönlich beraten. Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt mahnte, der Großteil der Patienten sei nicht in der digitalen Welt aufgewachsen. «Wir müssen Vertrauen dafür schaffen.»
Deutschland darf nicht abgehängt werden
Gegen Bedenken aus der Ärzteschaft warb Spahn eindringlich dafür, mit den digitalen Anwendungen schnell zu beginnen, so dass Deutschland in dem Bereich nicht abgehängt werde. So sei es zum Beispiel besser, dass bei einer Medizin-App, die mit einer Insulin-Pumpe verbunden ist, nach offiziellen Regeln geprüft werde, welcher Algorithmus dahinterstecke – als dass sich ein Wildwest bei Gesundheits-Apps weiter ausbreite.
Bei der geplanten elektronischen Patientenakte sei es zentral, dass sie nun eingeführt werde, sagte Spahn. Perfekt werde sie nicht von Anfang an sein, aber von 2021 an müsse es «im Alltag spürbare Unterschiede» dadurch geben. Für elektronische Patientenakten, die alle Versicherten vom 1. Januar 2021 an zur freiwilligen Nutzung angeboten bekommen sollen, ist eine etwas abgespeckte erste Version vorgesehen.
17.10.2019 | Quelle: dpa